25 Stunden Schwimmen

Beim 25 Stunden Schwimmen geht es darum, so viele Meter innerhalb von 25 Stunden zu schwimmen wie möglich. Egal, wie häufig der Schwimmer startet. Teilnehmen kann jeder, der sich in der Lage fühlt mindestens 50 Meter zu schwimmen.

Gut Vorbereitet gehe fahre ich nach Moers

Das 25 Stunden Schwimmen im ENNI Sportpark Rheinkamp in Moers, ist meine zweite Teilnahme als Einzelstarter an einem Event dieser Art. Im Dezember letzten Jahres bin ich bei 5 Kilometern in der Nacht schon mal auf den Geschmack gekommen. Meinen letzten Schwimmwettkampf habe ich in meiner Schulzeit absolviert. Die 3,8 km Schwimmeinheit beim Ironman 2012 in Regensburg oder bei der SwimRun Urban Challenge in Essen zähle ich nicht dazu. Bekleidet mit Boardshorts, Badekappe und Schwimmbrille stehe ich um 11 Uhr am Beckenrand und bin fest entschlossen, bis morgen um 12 Uhr meine Bahnen zu ziehen. Ein strukturierter Plan von 5-6 Kilometern Schwimmen und 30 Min -1 Stunde Pause soll mir dabei helfen. Ich bin gespannt, auf was ich mich da eingelassen habe.

Hier bin ich richtig!

Um 11:05 Uhr fällt durch Bürgermeister Christoph Fleischhauer der Startschuss. Ich habe meine Startkarte, auf der jede geschwommenen 50 Meter eingetragen werden an Bahn zwei, der Schnellschwimmerbahn, abgegeben. Setzte meine Schwimmbrille auf, drücke den Startknopf meiner Garmin Fenix 5x Plus und gleite ins Wasser. Das fühlt sich mit 28 Grad angenehm warm an, der extrem hohe Chlorgehalt allerdings gar nicht. Mit 11 anderen Teilnehmer auf der Bahn ist es nicht einfach seinen Rhythmus zu finden. Einige schwimmen Brust, der nächste Rücken. Am Ende jeder 25m Bahn staut es sich. Stand da nicht Schnellschwimmer?

An ein konstantes Schwimmen ist nicht zu denken. Ich bin ständig damit beschäftigt, anderen Schwimmern auszuweichen, zu überholen und einen freien Platz für die Wende zu finden. Mein Puls schnellt von den vielen Sprints und Überholmanövern in die Höhe und ich habe eher das Gefühl ein Intervalltraining zu absolvieren. Ruhig denke ich mir: Verschieße nicht am Anfang schon alle Körner. Vom Ultralaufen weiß ich, dass sich das rächt. Immer wieder tun sich Lücken auf, ich schlängele mich durch, verbiege mich und überhole 3 oder 4 Mitstreiter. So viel Vollkontakt habe ich nicht mal beim Schwimmstart des IRONMAN Regensburg gehabt. Mit neuen Mitbewerbern kippen stillschweigende Abkommen und man muß auf der Stelle Wasser treten. 5.200 Meter in 1:28 Stunden. Das entspricht einer Pace von 1:41/100m. Etwas zügig für ein 25 Stunden Rennen. Ich wärme mich unter der Dusche auf, ziehe mir trockene Sachen an, stärke mich und bereite mein Nachtlager vor.

5 Kilometer sind geschafft!

Um halb zwei Nachmittags herrscht auf allen 6 Bahnen Hochbetrieb. Alt und Jung, Schüler und gehandicapte Menschen schwimmen mit. Den einen oder anderen Schwimmstiel erkenne ich auf Bahn zwei wieder. Durch die vielen Brustschwimmer, gerät das ganze System ins stocken. Ich überhole durch die Mitte, dann bei den Wenden und nutze jede Lücke. Nach 4 Kilometern scheinen sich alle Mitstreiter blind zu verstehen und endlich finde ich in meinen Rhythmus. Es fühlt sich das erste Mal gut und leicht an. Meine Uhr zählt, genau wie ich, jede absolvierte Bahn auf den sechs Kilometern. Herausfordernd, wenn man mit Schwimmen beschäftigt ist. Nach 1:45 Stunden im Wasser habe ich so richtig Hunger und belohne mich beim Mittagessen mit einer heißen Gulaschsuppe, Apfelschorle und Milchreis und beobachte das bunte Treiben im Schwimmbad. Ich fühle mich nach insgesamt 11 geschwommenen Kilometern sehr gut.

Stärkung nach 17 Kilometern.

Nach einer Stunde Pause schlüpfe ich gegen halb fünf, für 6 Kilometer, wieder in meine kalte, nasse Badehose. Das fühlt sich toll an! Bahn 3 ist leerer und alle kraulen, daher reihe ich kurz entschlossen ein. Nach wenigen Zügen gleite ich und habe endlich das Gefühl richtig Bahnen ziehen zu können. Atmen, 5 Kraulzüge, Atmen. Der Antrieb kommt aus der Mitte. Durch eine Rotation ziehe ich meinen Rumpf auf wie eine Feder. Mit einem kleinen Beinkick entspannt sich die Energie und ich schiebe mich an meinem Arm vorbei. Gleite schwerelos durchs Wasser, während draußen die untergehende Sonne den Himmel orange rot färbt. Ich habe meine Technik so verfeinert, das ein effizientes Schwimmen ohne Kraft möglich ist. Ein Hustenreiz zwingt mich ab Kilometer 3 immer wieder zu pausieren. Ebenso andere Mitstreiter auf den Nebenbahnen. Gegen Ende betritt ein Schwung Jugendliche das Wasser. Es wird schwer geflirtet, am Rand abgehangen und wie bei jedem „Balzschwimmen“ üblich, ordentlich angegeben. Gut, das ich nach 1:56 Stunden und insgesamt 17 Kilometern aus dem Wasser kann. Meine Haut juckt und spannt. Ich dusche länger und versuche Chlor und Husten vergeblich los zu werden. Meinem Duschnachbarn, einem DJ, geht es ähnlich.

Es wird Abend und die Bahnen nicht mehr so voll.

Zur Linderung meines Hustens bekomme ich der Cafeteria einem Tee und Hustenbonbons. Danke! Beides hilft mir leider nur sehr wenig und ich muss an die frische Luft. Nach gut 15 Minuten wird der Husten besser. Ich laufe zu einem Supermarkt, kaufe ein paar Hustenbonbons, trinke ausreichend und steige nach 1 1/2 Stunden Pause wieder ins Wasser.

5 Kilometer liegen vor mir. Es ist kurz nach 20:00 Uhr und die Bahnen sind das erste Mal etwas leerer. Ein Traum. Die ersten Meter schwimme ich zügiger um warm zu werden. Muskulatur und Kopf fühlen sich gut an, man merkt aber die Belastung im Körper. Das Schwimmen macht deutlich mehr Spaß, denn es ist ruhiger und nicht so hektisch wie tagsüber. Leider fängt der Husten nach etwas mehr als 2 Kilometern wieder an. Bei jedem Kraulzug huste ich unter Wasser aus, muß neu Luft holen und huste beim nächsten Zug wieder alles raus. Das nervt gewaltig! Von einem 5er bzw. 3er Atemrhythmus wechsel ich auf eine Atmung bei jedem Zug. Trinken hilft nicht und auch das Bonbon was ich lutsche bringt keine Abhilfe. Ein Bonbon beim Kraulen lutschen ist eine völlig absurde Erfahrung. Ich pausiere immer wieder und auch neben mir wird um die Wette gehustet. Sogar einige Zähler haben das Problem. Ich bin einen Halbmarathon geschwommen und entscheide das 25 Stunden Rennen zu beenden. Der Husten ist einfach zu stark und ich bin völlig heiser.

Ganz schön viele Striche. Danke! Was für eine Arbeit.

Am Eingang werden meine geschwommenen Kilometer erfasst und ich erhalte eine Urkunde und eine Medaille. Ich bedanke mich bei den Helfern der DLRG und den Schwimmvereinen für die Unterstützung und hoffe, das ich mit meiner Leistung die Lebenshilfe Moers ein wenig unterstützen konnte. Denn pro 100 geschwommene Kilometer spendet die Enni 50 Euro.

Das diesjährige 25 Stunden Schwimmen stand für Inklusion. Menschen, die im Rollstuhl sitzen, schwammen betreut von der Lebenshilfe Moers beim 25 Stunden Schwimmen mit. Über 500 Teilnehmer schwammen insgesamt 1900 Kilometer und sammelten 3.700 Euro für die Lebenshilfe.

Viele Teilnehmer! Weiteste abgegebene Strecke. 20,750 m
Nach 10 Stunden geht es nach Hause!

Was für eine wertvolle Erfahrung. Zwei Tage nach dem Wettkampf weichen Husten und Heiserkeit, jedoch verspüre ich weder Muskelkater noch schwere Arme. Das Event hat mir gezeigt, das die Querung des Bodensees oder andere Gewässer erreichbare Ziele sind. Nun weiß ich, daß ich noch viel weiter schwimmen kann, man aktiv mitzählen und eine Mischung aus „Wasserballer“ und „Slalomschwimmer“ sein muss. Außerdem kann man Bonbons beim Schwimmen lutschen, sie erschweren aber das Atmen und helfen nicht gegen Reizhusten.