Vom Barfußlaufen zum Hightech-Schuh ist es eine lange Entwicklung. Die wissenschaftliche WDR Sendung „Quarks & Caspers“ geht der Frage auf den Grund warum wir Schuhe brauchen und wie sich Schuhe auf unsere Bewegungsabläufe und Füße auswirken.

Beim Dreh mit dem WDR haben wir die Laufstile des Steinzeitmenschens barfuß, des Kriegers in Sandalen, des lauffaulen Büromenschens und des modernen ambitionierten Läufer dargestellt.

Der Laufstil und Fußaufsatz des Steinzeitmenschens war stark geprägt von der Hetzjagd. Der Aufsatz über Mittel- oder Vorfuß mit kleinen federnden Schritten prägte ihre Fortbewegung. Beim Dreh wurde dies in verschiedenen Varianten nachgestellt. Unbewußt und völlig automatisch haben wir bei der Temposteigerung vom Laufen ins Rennen auf den schonenderen Vorfußlauf umgestellt.

Das Tragen von schützenden und schmückenden Sandalen änderte zuerst den Laufstiel des Menschen. Da nun ein Schutz der Fußsohle vorhanden war wechselte der Gang vom Vorfußaufsatz zum gleichmäßigeren und monotoneren Aufsatz über den gesamten Mittelfuß bis hin über die Verse. Auch spielten ein weiterentwickelter Körperbau, schwere Rüstungen und der vermehrte Einsatz von Kutschen und Pferden eine Rolle. Mit Sandalen zu rennen gestaltete sich für uns als schwierig und nicht so dynamisch wie erhofft.

 

In unserer heutigen Zivilisation und digitalen Arbeitswelt laufen wir Menschen nur noch sehr wenig. Das macht sich in unserem Gangbild bemerkbar, das durch eine gebeugte Körperhaltung, mit großen Schritten über die Ferse abgewickelt wir. Moderne Dämpfungen, Gels und Luftkissen übernehmen die natürliche Schutzfunktion des Fußes und wirken den dabei auftretenden Kräften entgegen. Ein natürliches Feedback über die Füße und der Bodenbeschaffenheit wird somit komplett unterdrückt. Einlagen sollen helfen die verkümmerte Fußmuskulatur zu unterstützen. Ein natürlicher Laufstil mit sich spreizenden Zehen, einer Feder- und Stützfunktion des Fußes ist durch moderne, oft zu einengendes Alltagsschuhwerk kaum mehr möglich.

Moderne Sportarten wie Tennis und Basketball bringen hohe Belastungen in den Fußapparat und beanspruchen Sehnen, Bänder, Knochen und Gewebe überproportional hoch. Schuhe sollen stützen und vor Umknicken und anderen Verletzungen bewahren. Mit stark gedämpften Schuhen zu laufen fühlt sich für uns heutzutage völlig normal an und gibt vielen Läufer ein gutes Gefühl. Doch wie schaut es in weniger technologisierten Ländern aus?

Aus eigener Erfahrung mit Trainern und Läufern aus Südafrika weiß ich, das fast 90% der Kinder und viele Erwachsene, beim Laufen, aber auch beim Bahn- und Sprinttraining barfuß laufen. Allenfalls werden hier die Fußsohlen abgetaped um sich vor Verletzungen zu schützen.
Bei unserem direkten Vergleich zwischen Schuhen mit viel Dämpfung und Barfußlauf wurde extrem deutlich, dass man bei erhöhtem Tempo barfuß automatisch auf den Mittel bis Vorfußlauf umstellt.
Der Aufprall durch den nackten Fersenaufsatz zwingt jeden Läufer in einen natürlichen, federnden Laufstil bei dem der Fuß leicht mit der Außenseite aufkommt über Ballen abrollt und sich dann über alle Zehen wieder abstößt. Diese Lauftechnik über längere Zeit und bei hohem Tempo beizubehalten will wiederum gelernt sein, da sich der ganze Laufapparat erst mal anpassen muss.

Bleibt die Frage, wieviel hilft der Hightech Schuh und wo arbeitet er gegen uns?

Um leichten Fußes durch den Alltag und über die Jogging-Runde zu kommen ist es nicht nur für Läufer wichtig regelmäßig ihren Bewegungsablauf (Lauftechnik) korrigieren zu lassen.

Sendetermin 13.06.2017 im WDR um 21:00